Donnerstag, 11. Juli 2013

Hallo ihr Lieben,

ich kann es kaum fassen, aber das Jahr ist schon fast vorbei!!
In 3 Wochen fliege in wieder nachhause, dabei gibt es gefühlt noch soo viel zu tun, zu sehen, zu erleben...
Alle, die schonmal eine längere Zeit im Ausland verbracht haben, werden das nachfühlen können, man weiß ja nie, wann man das nächste Mal wiederkommen wird. Gerade bei der Arbeit im Altenheim ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass man viele bekannte Gesichter wiedertrifft, wenn man das nächste Mal zu Besuch ist im wunderschönen Chile!! Obwohl es auf jeden Fall Omas gibt, die dieses Vorurteil widerlegt haben, eine der Bewohnerinnen lebt schon seit 30 Jahren hier, stellt euch das mal vor!! Ich glaube, ich wäre schon längst verrückt geworden :P

Naja, aber erstmal zu dem, was passiert ist, seit Philipps letztem Eintrag, unserem gemeinsamen Urlaub :)
Erstmal war da der Geburtstag meiner Mitfreiwilligen, der zweite runde :) Ausgerechnet der 25.Mai!
Also haben wir nachmittags das Championsleague-Finale geguckt, mit spanischem Kommentar, und alle 15 Minuten ist unsere etwas betagte Schwester reingekommen und hat gefragt wie es steht!!
Aber immerhin kennen jetzt voll viele Leute hier die Stadt Dortmund :)

Abends haben wir eine kleine Überraschungsparty mit den beiden Freiwilligen aus Santiago bei einer Freundin im Haus vorbereitet, es ist tatsächlich bis zum Ende geheim geblieben, voll schön :)
Nach einem leckeren Grillen und deutschen Salaten, die zwar unbekannt waren, aber doch von den meisten gemocht wurden, haben wir den Anlass ausgelassen in einer Karaoke-Bar und Diskothek gefeiert :)
 

Dazwischen haben wir natürlich auch ne Menge gearbeitet, dafür sind wir ja schließlich eigentlich hier, zumindest sollte das so sein :P
 Am Anfang haben wir uns ja noch über zu wenig Aufgaben beklagt, inzwischen kann man diese Aussage aber revidieren :)
Sie haben angefangen, mich ziemlich vielseitig einzusetzen.. Quasi immer wenn jemand krank ist werde ich gesucht, was mich natürlich ehrt und mir auch ziemlich viel Spaß macht, auf Dauer aber ziemlich anstrengend sein kann. Gerade im April und Mai haben wir ziemlich viele Wochenenden gearbeitet, man kann ja auch schlecht nein sagen, wenn man gefragt wird...

Aber es kommen auch immer schöne und interessante Erfahrungen dabei rum, zum Beispiel die ganze Nacht in einer chilenischen Notaufnahme verbracht zu haben!! Das kann nicht jeder von sich behaupten :)
Allerdings will man das eigentlich auch keinem wünschen, ich dachte, die deutschen Notaufnahmen seinen chaotisch, aber das ist nichts gegen die chilenischen :)

Auch das Consultorio ist eine eigene Welt, das sind die Arztpraxen hier, allerdings wird hier stark getrennt zwischen privaten Krankenversicherungen und staatlichen. Bei letzterer sehen die Praxen dann aus wie bei uns die Stadtverwaltung, nur viel größer und geschäftiger!! Ich hatte sofort die Impression einer Bahnhofshalle, überall Plastikstühle, wo Menschen warten, lauter herumrennende und abgehetzte Mitarbeiter.. Es gibt ungefähr 40 Zimmer, wo auch Krankenschwestern, Physiotherapeuten und Ernährungsberater vertreten sind. Es war echt ne Erfahrung, allerdings bin ich froh, dass bei uns in Deutschland die meisten Praxen aus 2 bis 3 Ärzten bestehen :)

Ich führe auch immmer wieder tolle Gespräche mit den Omas, es ist eigentlich zu schade, dass einem das gar nicht mehr so stark auffällt, aber ich dachte, ich bringe hier mal ein paar Beispiele, damit ihr etwas besser versteht, wie ich mich hier jeden Tag fühle :)
Es gibt zum Beispiel eine Oma, Rosa, die jeden Tag ihrer toten Schwester hinterher weint. Allerdings ist diese besagte Schwester schon 8 Jahre tot, Rosa fragt trotzdem jeden Tag nach ihr! Und jedes Mal, wenn ich an ihr vorbeilaufe, was ca 25 mal am Tag vorkommt, erzähle ich ihr, dass ihre Schwester tot ist, und sie fängt an zu weinen, dass sie ganz alleine auf der Welt ist... Dabei hat sie sogar einen Bruder, der sie einmal die Woche besuchen kommt, aber auch das vergisst sie wieder! 

Des Weiteren gibt es eine Oma, die den ganzen Tag ihren Ehemann Nano sucht. Sie rollt die ganze Zeit mit ihrem Rollstuhl durch das Heim, erzählt allen, sie müsste jetzt nachhause, ihrem Mann essen kochen, und sucht den Ausgang! Abends, wenn sie um 20 Uhr Abendessen erhält, geben wir der Oma im Bett neben ihr auch immer etwas zu essen, weil sie sonst die ganze Nacht keine Ruhe gibt und uns erzählt, dass ihr Nano auch etwas essen muss! Das ist sowieso ein Phänomen, dass die Omas alle denken, sie sind nur von männlichen Wesen umgeben! Eine Oma zum Beispiel schreit eine andere Mitbewohnerin jeden Tag an,  "Kerl, halt doch endlich die Klappe" und wir erzählen ihr jeden Tag aufs Neue, dass es keine männlichen Wesen außer dem Hausmeister hier gibt!! Aber das ist natürlich bis zum nächsten Morgen wieder vergessen!

Eine andere Oma, eine der nervigsten überhaupt, stellt sich immer so nah an die kleinen Gas-Heiz-Öfen dran, dass sie sich jetzt schon wiederholt "pantalones tostados" zugezogen hat, getoastete Hosen! Und dann wundert sie sich, dass wir die Öfen nicht mehr anstellen!!

Meinen Omas geht es noch gut, Gott sei Dank, und ich hoffe, dass bleibt auch noch so, bis ich wieder nachhause fliege. Ich habe in diesem Jahr viele Omas kommen und gehen sehen, ich kannte keine davon wirklich gut, aber wenn eine "meiner Omas" von dieser Welt in die nächste übergehen würde, würde es mir das Herz brechen! Ich habe sie so zu schätzen gelernt, die Angewohnheiten, dass ich das echt vermissen werde! Mercedes (95) zum Beispiel ist auf beiden Augen fast blind, sie sieht nur noch Schatten, läuft aber immernoch mit unserer Hilfe bis zum Salon. Im Sommer spiegelt sich die Sonne in den Fliesen, und für sie sieht es so aus, als wäre da Wasser. Deshalb beschließt sie des Häufigeren, nicht ins Wasser zu laufen, sondern sich lieber mit dem Hintern auf den Boden zu setzen, und man kann sie tatsächlich auch selten daran hindern... Also wartet man, bis irgendwer vorbeikommt, einem hilft, die Oma wieder zum Stehen zu bekommen und einen Rollstuhl suchen geht... Oder man wartet, bis eine Wolke vorbeikommt oder die Sonne untergeht!!

Eine andere Oma, welche noch klar im Kopf ist, hat mich auch heute morgen gefragt, wie lange ich noch hier bin, und meinte dann, sie würde mich vermissen, aber vielleicht würden wir uns "dort" ja wiedersehen. Ich, naiv wie ich bin, habe sie gefragt, ob sie noch Pläne hat, nach Deutschland zu reisen, und da hat sie mich nur müde angelächelt... Da ist der Groschen gefallen, und ich habe ihr gesagt, dass wir uns auf jeden Fall vorher nochmal wiedersehen werden! Sie hat mir versprochen, wenn ich innerhalb der nächsten 10 Jahre wiederkomme, würde sie auf mich warten :) Das fand ich einen sehr bewegenden Moment, man bekommt nicht oft Liebe, Anerkennung und Dankbarkeit von den Omas, da die meisten einfach zu krank sind, aber das war ein schönes Erlebnis :)

Naja, genug Oma-Geschichten, es gibt eigentlich noch so viele andere schöne und witzige Geschichten, aber wenn man nicht selber dabei war, ist das schwierig, alles nachvollziehen zu können :) 
Ich hoffe, ihr habt euch nicht zu doll gelangweilt :P

Deshalb jetzt auch noch ein paar Bilder von unserer letzten Reise, quasi als Abschied, von La Serena, Vina del Mar und dem Daddy Yankee Konzert!! 

unser süßes Hostel in La Serena

auf dem Weg zum Strand, ich fand das Bild grandios!!

Abschied nehmen vom Pazifik!!




Sopaipilla mit Chancaca, sehr lecker!! Und natürlich selbst gemacht :)

Sicht aus Vina auf Valparaiso

erklärt sich von selbst... :)

wir mit unserer Gastgeberin in Vina

auf dem Daddy Yankee Konzert in Santiago!!


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